Nachdem wir im September eine wunderbare Woche zusammen mit unseren tschechischen Austauschpartnern verbracht hatten, freute sich die ganze deutsche Gruppe darauf, die „neuen“ Freunde endlich wiederzusehen. Noch dazu kamen die gespannten Erwartungen, das fremde Land und die unbekannten Gastfamilien betreffend. So waren wir alle überaus motiviert und aufgeregt, als wir am Samstag, 09.06.18, morgens um sieben in den Zug stiegen. Die Fahrt verlief nahezu reibungslos auch wenn wir alle schon reichlich erschöpft waren, als wir in Zittau ankamen. Dort erwartete uns ein tschechischer Bus, mit dem wir die letzten zwei Stunden unserer Reise bestreiten sollten. Auf dieser Zielgeraden erreichte die Spannung unserer Gruppe schließlich ihren Höhepunkt. Die Fahrt stand unter dem unangefochtenen Motto „Spandau!“ und während die gute Laune immer weiter wuchs und über die tschechischen Straßenverhältnisse debattiert wurde, planten wir, unsere Austauschpartner mit einer Tanzeinlage zu „Macarena“ zu überraschen. Traurigerweise wurde daraus nichts, da wir so früh ankamen, dass die meisten unserer Gastfamilien noch gar nicht dort waren. Schließlich hieß es, von den bekannten Gesichtern Abschied zu nehmen und sich mit den Gastfamilien auf den Heimweg zu machen, der teilweise über eine halbe Stunde betrug. Nach diesem langen Tag fielen die meisten von uns dann auch besonders schnell, erschöpft und glücklich ins Bett.
Am Sonntag hieß es zum Glück in den meisten Fällen dann erst mal ausschlafen, denn es war Familientag. Die Unternehmungen waren dementsprechend unterschiedlich. Eine große Gruppe traf sich am Nachmittag zum Paintballspielen, andere besuchten Aussichtstürme, bekannte Bauwerke, das Freibad oder den Zoo. Doch ganz egal, was an diesem Tag für den Einzelnen auf dem Programm stand, der Zweck des Tages wurde in jedem Fall erfüllt: Sich wieder etwas näher zu kommen und Spaß miteinander zu haben.
Am Montag sollte es dann richtig losgehen: Stadtbesichtigung von Trutnov und Besuch der Felsenstadt Adrsbach standen auf dem Programm. Nicht gerade spannend, aber hoffentlich wenigstens nicht tödlich langweilig, so die Vermutung der Meisten. Tja, mit dem was dann kam, hatten wir nicht gerechnet: Alles fing ganz harmlos mit einer Ansprache des Schulleiters an. Bei der Gelegenheit konnte man direkt einen kurzen Blick auf das Innere der Schule werfen: groß, vielleicht nicht ganz so modern wie bei uns, alles in allem eine Schule eben. Dann war die Stadtbesichtigung an der Reihe. Wir besuchten den zentral gelegenen Marktplatz, bewunderten die Häuserfassaden und den Brunnen, erfuhren anhand einer Statue etwas über das Wappentier Trutnovs, den Drachen, und machten uns auf den Weg in einen kleinen, hübschen Park. Das locker zusammengefasste Fazit: an vielen Stellen hübsch, ungewohnt hügelig, ziemlich typische Stadtführung, gehen wir dann jetzt zum Bahnhof? Nichts da! Vom Park aus ging’s nach oben, durch den Wald. Irgendwann, für viele der Deutschen nach einer Ewigkeit, kamen wir an einer kleinen Kapelle mitten im Wald aber anscheinend an der Spitze des Hügels an. Große Begeisterung wurde nicht entfacht, aber immerhin bestand die Aussicht, nicht weiter bergauf gehen zu müssen. Das war dann aber auch genug gelaufen für heute, so die allgemeine Ansicht. Also umrundeten wir die Kapelle und es ging wieder ein wenig bergab. Aber was war das? Nach einiger Zeit überquerten wir eine Straße, standen sofort wieder im Wald und es ging bergauf! Und weiter bergauf! Und immer noch weiter bergauf! Das war jetzt nicht deren Ernst, oder? Wir lebten in Norddeutschland! Berge gehörten nicht zu unserem natürlichen Lebensraum! Da gab es ja nicht mal eine Stadt! Da war ja nur Wald! Das mit der Schneekoppe würde aber nicht so anstrengend werden, oder? Und auf einmal waren wir oben. Die Bäume lichteten sich und gaben den Blick frei auf Trutnov. Es lag zu unseren Füßen und irgendwo zwischen Staunen und Luftschnappen war der Ärger über den anstrengenden Aufstieg doch schon längst vergessen.
Schließlich ging es dann auch wieder hinunter in die Stadt und zum Bahnhof, von wo aus wir zur Felsenstadt fuhren. Dass die beeindruckend sein würde, konnte man schon aus dem Zug erkennen: Riesige Felsen, umgeben von satten Grüntönen, die reine Schönheit der Natur. Der Weg durch die Stadt war gespickt mit einzigartigen und außergewöhnlichen Anblicken und Aussichten auf den paradiesisch grün-blauen See. Der einzige Preis, der von allen dafür gern in Kauf genommen wurde, waren die unzähligen Treppen. Auf der Rückfahrt am Nachmittagstand fest: Würden die kommenden Tage ähnlich gestaltet sein, wäre die Woche in Tschechien tatsächlich unvergesslich! Doch das war immer noch nicht alles: Zurück in Trutnov wurde allen Interessierten angeboten, auf den Kirchturm zu steigen. Ein ganz besonderes, einmaliges Angebot! Das bedeutete zwar noch einmal Treppen, aber auch eine atemberaubende Aussicht und die Möglichkeit, sowohl die Glocken, als auch die Ziffernblätter (von innen versteht sich) und das Uhrwerk zu sehen. Schließlich ergab sich eine auf kaum vorstellbare Weise beeindruckende Situation: Eine kleine Gruppe befand sich noch immer im Inneren des Turmes, wenige „Stockwerke“ über den Glocken, als diese zu läuten begannen. Die Atmosphäre in diesem vollkommen aus Holz bestehenden Raum, mit einer kleinen Lampe als einzige Lichtquelle, war unbeschreiblich und genauso unvergesslich wie der Moment, in dem man auf einer Leiter stehend oben aus dem Dach des Kirchturms sehen konnte. Von der Spitze des vermutlich höchsten Gebäudes der Stadt über die Landschaft zu blicken war ein Moment, ein Gefühl für die Ewigkeit! Dann neigte sich der Tag doch dem Ende zu und ein Teil der Gruppe ließ ihn im Park bei Lagerfeuer und entspanntem Beisammensein ausklingen.
Dienstag hieß es früh aufstehen. Es ging nach Prag. Großstadt. Shoppen. Wir fuhren mit dem Bus bis zum Stadtrand und dann mit U- und S-Bahn weiter. Schließlich gelangen wir mit einer weiteren Bahn auf einen Hügel. Das erste, was wir sahen, war ein wunderschöner Rosengarten. Dann konnte man wählen: Spiegelkabinett oder Aussichtsturm. Der Turm hatte nicht gerade wenige Treppen, aber die Mühe lohnte sich – mal wieder. Eine Millionenstadt von oben: ein Anblick, der sich einem nicht alle Tage bietet und den man vor allem auch nicht so schnell vergisst. Wir wanderten noch ein wenig durch den Park und endeten schließlich im Herzen Prags. Wir besichtigten einige Sehenswürdigkeiten, beobachteten einen Wachwechsel vor dem Sitz des Präsidenten und passierten sogar eine Sicherheitskontrolle, um uns den riesigen Dom von nahem anzusehen. Dann überquerten wir die Moldau über eine große, sehr belebte Brücke und trennten uns schließlich zum Shoppen. Am Abend waren die Füße mal wieder platt, aber dafür hatten wir eine der schönsten Städte Europas gesehen. Wem fällt die Wahl da schwer?
Am Mittwoch war es dann soweit. Wir sollten rauf auf die Schneekoppe, den höchste Gipfel in Tschechien...- 1602m hoch.
Das ist eine Höhe, bei der Personen mit Höhenangst durchaus mulmig wird. Würde es gelingen, die Angst zu überwinden? Uns alle ergriff der Ehrgeiz. Wir wollten da hoch. Viel Gejammer mussten unsere Lehrer ertragen. Wahrscheinlich haben sie die Fragen, wann wir denn endlich oben seien, am meisten gehört. Dennoch hat keiner von uns aufgegeben, denn wir wollten es alle ganz nach oben schaffen und den Ausblick genießen, naja, die Schwindelfreien wohl eher. Einen tollen Ausblick hatten wir während der gesamten Zeit, obwohl es geregnet hat, also auf jeden Fall bis wir fast oben waren. Oben angekommen konnten wir maximal 3m weit sehen, da es sehr neblig war. Jedoch war uns auch dies egal. Wir hatten es geschafft auf die Schneekoppe geschafft! Für einige von uns wie der Mount Everest. Wir waren so froh und für uns alle war das wandern auf den Berg ein großer Erfolg und der Ausflug hatte sich trotz des Nebels gelohnt. Die Schneekoppe runter sind wir mit der Gondel. Zum Glück, denn wir waren alle müde aber stolz.
Nach diesen aufregenden und anstrengenden Tag am Mittwoch sind wir am Donnerstag nach Harrachov gefahren. Dort haben wir die über 300 Jahre alte Glasmanufaktur besichtigt. Es war sehr interessant zu sehen, wie Glas geblasen und in Form gebracht wird, es bedarf nämlich mehr Arbeitsschritten bis ein Glas fertig ist außer dem Glasblasen. Von dort aus sind wir ins neben dran gelegene Glasmuseum gegangen.
Gläser aller Art und Form. - Weingläser, 38l Flaschen, aber auch Tierfiguren und noch viel mehr. Alle sahen anders aus, hatten eine andere kunstvolle Form oder eine andere Farbe, jedes Glas war einzigartig. Gläser oder Glasfiguren konnten wir dann auch kaufen, wenn wir wollten, und viele haben dies gemacht, da sie sehr fasziniert waren. Anschließend sind wir weiter zu den Mumlava-Wasserfällen. Wir waren überwältigt von diesen atemberaubenden Wasserfällen. Zwar sind sie nicht riesig aber so wunderschön. Auch der Weg durch den Wald dort hin tat sehr gut.
Da war dann leider auch schon der Freitag gekommen. Unser letzter richtiger Tag in Trutnov. Unser letzter Tag in Tschechien. Um die Zeit dort nochmal zu genießen, sind wir an dem Tag in Trutnov geblieben, doch langweilig wurde uns auf gar keinen Fall, denn auch dort hatten wir ein tolles Programm vor uns. Am morgen sind wir zu dem Theaterstück des Partnergymnasiums gegangen. Anschließend haben wir ein cooles Projekt mit dem Kunstlehrer der Schule gemacht. Wir waren alle gespannt was wir machen. Und dann haben wir es erfahren: Abstrakte Kunst! Klingt erst langweilig, macht aber Spaß wir konnten nämlich zu einem bestimmten Teil eines Musikstückes einfach unseren Gefühlen und Emotionen mit allen Farben und Methoden freien lauf lassen. Wichtig war nur: Keine bestimmten und erkennbaren Formen !!! Wir hatten sehr viel Spaß an diesem Projekt und es sind tolle Bilder dabei herausgekommen. Am Abend sind wir dann mit allen deutschen und tschechischen Lehrern und Lehrerinnen, die bei dem Austausch dabei waren Bowlen gegangen, um den letzten Abend nochmal richtig zusammen zu feiern. Es war ein toller Abend und ein toller Austausch.
Bei all dem, was ihr hier gelesen habt, denkt ihr vielleicht wir hätten gar keine Freizeit gehabt, aber wir können euch beruhigen: Doch, wir hatten Freizeit und auch nicht zu wenig. Da Programm ging durchschnittlich bis
17:00 Uhr. Danach haben wir gemacht, was wir wollten. Es gab viele tolle Partys, bei denen wir so viel Spaß hatten. Wir sind zusammen in der Stadt essen gegangen oder haben einfach zusammen in kleinen Gruppen etwas zusammen gemacht. Ein paar von uns haben sich auf der X-Box beim Just Dance spielen zum Affen gemacht andere beim Twister spielen. Es war einfach toll und trotz des vielen Laufens erholsam, da wir auch genug Zeit für uns hatten. Wir sind auf jeden Fall als Gruppe zusammengewachsen und zu einer Gemeinschaft geworden. Niemand wurde ausgeschlossen und es sind Freundschaften entstanden, die wir nicht missen wollen.
Am Samstag sind wir dann wieder zurück gefahren. Der Abschied viel uns wegen der schönen Zeit schwer, aber irgendwann werden wir ums bestimmt wiedersehen.
Abschließend kann man sagen, dass der Austausch ein voller Erfolg war! Zum einen hat man sehr viele neue Erfahrungen gesammelt und zum anderen – was eigentlich sogar noch viel wichtiger ist – viele neue Freundschaften geschlossen. Dabei sind nicht nur unsere tschechischen Austauschpartner von Bedeutung, sondern auch die eigenen Mitschüler, mit denen man im normalen Schulalltag möglicherweise gar nicht viel zu tun hat, die man in dieser gemeinsamen Zeit aber wunderbar kennenlernen konnte.
Außerdem gilt den Lehrkräften – sowohl auf deutscher-, als auch auf tschechischer Seite – ein großer Dank und viel Respekt für die ausführliche Planung der beiden Wochen und dafür, diesen Austausch für uns Schüler überhaupt erst möglich zu machen! Ganz besonderen Dank sprechen wir alle den Lehrkräften aus, die unsere Gruppe nach Tschechien begleiteten: Herrn Richter und Frau Herzog! Die Zeit mit Ihnen hat uns allen viel Spaß gemacht und wir freuen uns auf alles, was noch kommen mag!
Der Nachmittag stand zur freien Verfügung und wurde hauptsächlich dafür genutzt, sich ein wenig auszuruhen und schon einmal die Koffer vorzupacken.
Abends ging es dann zu Christina Müller nach Addernhausen, die freundlicherweise ihr Grundstück für die Abschlussfeier zur Verfügung stellte. Gemeinsam verbrachten wir einen schönen Abend mit den betreuenden Lehrern Frau Hellmuth, Herrn Meyer-Veit, Herrn Kothe und einigen Eltern. Es wurde gegrillt, Musik gehört, viel gelacht und noch nicht so sehr an den nahenden Abfahrtsmorgen gedacht, der den rundum gelungenen Besuch der Tschechen in Jever beenden würde.